In der oberen Storegade, gegenüber dem ehemaligen Schlosshotel, befindet sich dieses mittelgroße Herzoghaus aus dem Jahr 1777. Wahrscheinlich besaß es eine zweiflügelige Haustür mit Schnitzereien und einem geschwungenen oberen Rahmen, und auch die Fenster wurden erheblich verändert. Im Zwerchgiebel befanden sich wahrscheinlich drei Fenster und sechs im Erdgeschoss zur Straße hin.
Heute ist die Türöffnung zurückgesetzt, um einen externen Windfang zu ermöglichen, aber das ist kein ursprüngliches Merkmal. Die Eingangstür war oft ein Zeichen für den gesellschaftlichen Status eines Bürgers, und der Gerichtsschreiber war eine Person von hohem Status, weshalb er in der Nähe des Schlosses wohnte.
Das Dach hatte ursprünglich rote, von Hand gemachte Hohlpfannen. Als Frederik Christian I. Herzog wurde, verbot er alle Strohdächer, und so wurden alle Häuser ab ca. 1760 mit Ziegeldächern und „Brandmauern“ gebaut.
Das Haus wurde von Gerichtsschreiber Friedrich Opitz (1719-1797) erbaut. Auch „Hofschreiber“ genannt. Gerichtsschreiber war ein Amt, zu dem man eingeschworen wurde. Opitz war die rechte Hand des Gerichtsvollziehers und konnte in bestimmten Fällen in dessen Namen handeln. Da traf es sich gut, dass der Gerichtsvollzieher im Haus des Hofrates nebenan wohnte.
Anfänglich war der Bedarf an Post in der Herzogstadt nicht groß, doch mit dem Eintreffen von Zeitungen und einer zunehmenden Zahl von Briefen wuchs er. Im Laufe der Zeit erwarb der Herzog das Exklusivrecht für die Post in Augustenburg, so dass ein Postamt erforderlich war. Die Wahl fiel auf das Haus des Gerichtsschreibers, das zu diesem Zeitpunkt leer gestanden haben muss.
Am 1. Januar 1853 wurde in diesem Haus das erste Postamt der Stadt eröffnet, und der 27-jährige Gerichtsschreiber Georg Emil Birch aus Kopenhagen wurde zum Postbeamten ernannt. Im Rahmen des Umbaus wurde die Eingangstür auf die Westseite des Hauses verlegt. Und hinter dem Haus wurde ein Wendeplatz für die pferdegezogenen Postkutschen angelegt.
In alten Büchern über die Stadt kann man lesen, dass es im Keller „Postfächer“ gab. Diese Fächer sind noch zu sehen, aber sie sind fast identisch mit den Weinregalen im Schlosskeller. Die Post in den Keller hinunter- und wieder hinauftragen zu müssen, erscheint etwas unpraktisch. Vielleicht mochte der Gerichtsschreiber einfach nur Wein und hat darauf geachtet, ihn richtig aufzubewahren.
Als der Krieg 1864 endete, wurde das Postamt von preußischen Soldaten übernommen. Birch bot an, weiterzumachen, wurde aber entlassen, da er zu dänisch gesinnt war, und ein gewisser H. Brandt von der Postinspektion in Flensburg wurde der neue „Postbeamte“.
1888 wurde das neue Postamt in der Storegade 14 eröffnet, und seither befindet sich das Haus des Gerichtsschreibers in Privatbesitz. Im Laufe der Jahre wurde das Haus für viele verschiedene Zwecke genutzt, z. B. als Sattlerei, Sparkasse, Wäscherei und Bügelstube, Fahrradgeschäft, Eisenwarenladen und Würstchenbude.
Heute wird das Haus als Privathaus genutzt.