Palævej 2, Haus des Hofpredigers (unter Denkmalschutz)

In der Nähe des Schlosses und des Parks befindet sich dieses stattliche und schöne einflügeliges Gebäude. Es wurde 1776 vom herzoglichen Baumeister Lorentz Jacobsen für den Hofprediger Christian Jessen erbaut.

Das Haus, das auch Schlosspfarrhaus genannt wird, ist kein traditionelles Pfarrhaus, da es der private Wohnsitz des Hofpredigers war. Das Grundstück war ein Geschenk des Herzogs, das Haus wurde jedoch aus den eigenen Mitteln des Hofpredigers errichtet. Das Haus hatte ursprünglich einen großen Obstgarten, der sich bis hinunter zu dem kleinen Schotterweg am Haupthof erstreckte.

Christian Jessen war als Hofprediger und als Hauslehrer von Herzog Frederik Christian I. angestellt. Der Hofprediger war ein ausgeglichener, weiser und freundlicher Mensch, und er hatte eine enge Beziehung zur herzoglichen Familie und ihren Kindern – insbesondere zu Prinzessin Louise Christine Caroline, die als Erwachsene im Palais lebte, wo sie jeden Nachmittag um 4 Uhr gemeinsam mit dem Hofprediger einen „Studienkreis“ abhielt. Es wurde über Literatur, ausländische Zeitungen und Politik diskutiert. Der Hofprediger war Zeit seines Lebens Freund und Vertrauter der Kinder.

Nach dem Tod des Hofpredigers ging das Haus an seine Tochter Helene Jessen über, die zum inneren Kreis von Augustenborg gehörte. Sie veranstaltete viele Gesellschaften mit den führenden Persönlichkeiten der Stadt, die sich in ihrem Salon versammelten. Seit dieser Zeit gab es eine Handvoll Besitzer: Einen Bauern, namens Christian Friis, den alsische Politiker Nicolai Ahlmann, den Propst von Ketting und seine Kinder und nicht zuletzt die Familie Godt, die das Haus sorgsam pflegte und von 1915 bis 2004 fast 90 Jahre lang besaß. Bevor die jetzigen Besitzern das Haus übernahmen, verbrachten sie die Sommerferien bei Magdalena Godt, um das Haus kennenzulernen.

Das Haus ist ein gut erhaltenes Beispiel für das Rokoko, das in Dänemark wegen seines kurzen Zeitabschnitts (1740-1770) nicht stark vertreten ist. Das durchgängige Element ist die sogenannte Rocaille, ein muschel- oder c-förmiges Ornament. Der Stil ist geprägt von organischen Pflanzenmotiven, die sich asymmetrisch über symmetrische Flächen schlängeln, wie z an der Eingangstür mit den komplizierten Schnitzereien. Typisch für die Zeit sind auch die geschwungenen oberen Rahmen der Fenster mit „Augenbrauen“.

Besonders auffällig ist die große, schön verzierte Eingangstür mit kanneliertem Rahmen und reich verziertem dreiteiligem Oberfenster, sowie die großen regelmäßigen Fenster mit je 20 Scheiben – im Zwerchgiebel nach oben auf 16 und 9 abnehmend. Ein tadelloses und harmonisches Gebäude, eines der schönsten Beispiele des schleswigschen Rokokos in Südjütland.

Das Haus hat eine Grundfläche von 267 Quadratmetern und zeigt im Inneren einen originellen Grundriss mit Mitteltrennwand und großzügigen Wohnräumen „en fillade“ sowie originale Türen, Türrahmen, Messinggriffe, Langschilde und Beschläge. Im großen Salon sieht man eine sehr schön mit Blumen und Rocaillen geschmückte Ofennische.

In einer blinden Fensteröffnung am Ostgiebel des Hauses ist ein in Eisen geformtes Motiv aus Hans Christian Andersens Märchen „Die Prinzessin auf der Erbse“ zu sehen. Die beiden alten Linden sind gleich alt wie das Haus und erhaltenswert.

Im Garten steht ein Gartenhaus mit Reetdach und einer kleinen hölzernen Turmspitze, das die Familie Godt in einen Winter auf einem Schlitten aus ihrem ehemaligen Wohnhaus am Wasser geholt hat. Im Garten kann man auch eine sehr alte, geformte Eibe aus dem Schlosspark und einen großen Walnussbaum sehen.

Das Kutschenhaus stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und diente einst dem Holzhandel und dem Verkauf von Koks.

Wenn Sie dem Palævej in Richtung Wald folgen, kommen Sie zum Augustiana Kunstpark &​ Kunsthalle im Weißen und Roten Palais.