Der Kaninchensee liegt im nordwestlichen Teil des Augustenburger Waldes. Er ist vom ursprünglichen „Lustwald“ erhalten geblieben, der Teil des Schlosspark von Augustenburg war. Der deutsche Gartentheoretiker C.C.L. Hirschfeld beschrieb den Ort in seinem berühmten fünfbändigen Werk „Theorie der Gartenkunst“ (Band 4 von 1782) wie folgt:
„In einem Waldstück, unter hohen Eichen und Buchen, steht ein von Holz erbauten runden offenen Tempel. Die Kuppel ruht auf acht ionischen Säulen; die Säulenweiten betragen zehn Fuß. Zwischen den Fußgestellen läuft ein Dockengeländer, woran inwendig Bänke umherstehen. Man hat von allen Seiten die Aussicht in den Wald hinein. Der Tempel steht auf einer Erhöhung, umflossen von einem kleinen Wasser, worüber eine Brücke führt. Die nahen Waldbäume spiegeln sich in dem Wasser, und vom Winde belebt streut es den Wiederschein seiner spielenden Bewegung an die Decke der mit Gewölken bemalten Kuppel hinauf, die davon, wie vom Hauch der Natur, umherzuwallen scheinen.”
Die Beschreibung von Hirschfeld wird durch eine Karte bestätigt, die der Herzog 1796 in Auftrag gegeben hat. Die Karte zeigt eine Waldöffnung, wo man einen See sieht. Laut der Karte heißt der Ort „Ovale“, und auf der Insel ist ein runder Tempel zu sehen, zu dem eine Brücke führt.
Laut Hirschfeld war die Kuppel innen mit Wolken bemalt, die einen Himmel abbildeten. Die Größe des Tempels betrug wie erwähnt zehn Fuß zwischen den acht Säulen, und da Hirschfeld den „Dresdner Fuß“ (28,3 cm) verwendete, entspricht dies einer Fläche von ca. 42 Quadratmetern. Dies ist eine beträchtliche Größe und wahrscheinlich viel größer als die aktuelle Insel.
Die Tempelinsel wurde für mehrere Zwecke genutzt, beispielsweise als Musikpavillon. Sicher ist, dass der Leiter der Hofkapelle, Christian Rudolph Ebeling aus der Storegade 13, auf den kleinen Waldlichtungen und in den Park Konzerte abhielt. Der Tempel auf der Insel mit seiner Bogenbrücke bildete wahrscheinlich eine romantische Kulisse für diese Konzerte, aber auch für andere Aktivitäten im Zusammenhang mit Waldspaziergängen.
Es gab auch einen anderen Tempel im Schlosspark. Es war genauso groß oder noch größer und stand ungefähr dort am Wasser, wo die Promenade heute auf den Hafen trifft. Das Vorhandensein von zwei relativ großen Tempeln sagt etwas über den Wohlstand und den Status der Herzöge zu dieser Zeit aus.
Der Name „Kaninchensee“ oder „Kanincheninsel“ stammt von der Tochter von Herzog Friedrich Christian I., Prinzessin Louise. Sie interessierte sich sehr für Angorakaninchen, die sie in Volieren rund um das Weiße Palais hielt. Mit der Zeit wuchs das Interesse und vielleicht auch die Kaninchenpopulation. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Tempelinsel auf ihren Wunsch in eine Kanincheninsel umgewandelt. Es war ein bequemer Ort, wo die Kaninchen nicht weglaufen konnten und gleichzeitig vor Raubtieren geschützt waren. Es wird vermutet, dass der Tempel als Kaninchenvoliere diente und es dort ein Tor mit Schloss gegeben haben muss.
Was mit dem Tempel nach der Flucht der herzoglichen Familie im Jahr 1848 geschah, ist nicht bekannt, aber als 1861 eine Vermessung durchgeführt wurde, war der Tempel verschwunden. See und Insel hatten damals einen Durchmesser von 48 bzw. 17 Metern.
Als einziger See im Augustenburger Wald ist der Kaninchensee ein wichtiger Lebensraum für Amphibien, Wasserinsekten, Vögel und verschiedene Säugetiere. Leider wurden der See und seine Ufer allmählich so überwuchert, dass er eine schlechte Umgebung für die Tierwelt darstellte. Heruntergefallene Äste, Zweige und Blätter sowie eine dicke Wasserlinsenschicht erstickten den größten Teil des Lebens im See. Die Bürger der Stadt wünschten sich seit langem eine Säuberung des Sees.
Im Jahr 2018 ging das lokale Entwicklungsforum (Hertugbyens Udviklingsforum) eine Zusammenarbeit mit der Naturbehörde Sønderjylland und dem dänischen Naturschutzverband ein, um eine Säuberung durchzuführen. Dank eines finanziellen Zuschusses der Gemeinde Sonderburg konnten die Bagger im Dezember 2020 mit der Entleerung des Sees von Wasser und herabgefallenem Material beginnen. Zur Freude der vielen Waldbesucher wurden auch die Ufer des Sees geräumt, so dass man wieder rundherum gehen kann.
Wenn Sie dem Weg nach Westen folgen, kommen Sie zur dritten Allee, die zu den Badehäusern führt.