Am westlichen Ende der Hauptstraße, in der Nähe des Schlosses, befindet sich dieses stattliche Herzoghaus aus dem Jahr 1774. Mit einer Grundfläche von satten 218 Quadratmetern war es ein geeigneter Amtssitz für den herzoglichen Hofrat.
Eine breite vierstufige Treppe in Øland-Stein führt hinauf zur zweiflügeligen Eingangstür mit kanneliertem Rahmen. Die Tür hat Füllfelder mit geschnitzten Blattreben und Blumen. Der große Türklopfer aus Messing stammt vermutlich aus einem anderen Haus und war einige Jahre verschollen, ist jetzt aber wieder aufgetaucht.
Im Inneren des Hauses hat sich im Erdgeschoss ein traditioneller Grundriss erhalten mit einer mittig angeordneten Trennwand und Treppe in den ersten Stock, Wohnzimmer zur Straße und Küche zum Hof. In der Küche ist ein originaler Küchenkamin mit Kaminverkleidung zu sehen. Im großen Wohnzimmer sieht man eine verputzte Decke mit „Rocaillen“, das sind c-förmige Ornamente aus der Zeit des Rokokos.
Wie der König und andere Fürsten hatte der Herzog von Augustenburg einen sogenannten „Hofrat“. Er bestand aus ihm selbst, dem Hofchef, dem Gerichtsvollzieher und dem Gutsverwalter. Die beiden letzteren trugen den Titel Hofrat. Der Gerichtsvollzieher war eine Art Richter und Polizeipräsident, während der Gutsverwalter eine Art Verwalter mit besonderen Qualifikationen in Landwirtschaft, Tierhaltung, Finanzen und Verwaltung war. Im Laufe der Zeit wurde das Haus von drei dieser Hofräte bewohnt.
Erster Bewohner des Hauses war Hofrat und Gutsverwalter Michael Martensen. Als Gutsverwalter war es seine Aufgabe, Landwirte und Gutshöfe profitabel zu machen. Die Position war mit großer Verantwortung, aber auch mit dem höchsten Gehalt unter den Hofbeamten verbunden. Martensen starb unerwartet im Jahr 1787, woraufhin seine Witwe die Storegade 19 für sich und ihren Sohn baute.
1788 bewohnte Hofrat Heinrich Johann Matthiessen mit seiner Frau, einem Sohn, vier Töchtern und zwei Bedienstete das große Haus. Er war Gerichtsvollzieher und musste unter anderem bestrafen, Geldstrafen verhängen und Zahlungen einziehen, wenn Bauern und andere Untertanen nicht bezahlten oder versuchten, der Zwangsarbeit zu entgehen. Bekannt wurde er jedoch als bauernfreundlicher Beamter, als er sich in einem langwierigen Streit mit dem Herzog um Steuererhöhungen auf die Seite der Bauern stellte. Zu keiner Zeit traf sich der Herzog mit den Bauern – er regierte vom Schreibtisch aus und setzte sich mit Hilfe guter Anwälte durch.
Nach Matthiessens Tod 1820 übernahm der unverheiratete Hofrat und Gerichtsvollzieher Johann David Thomas Prehn das Haus. Er war ausgebildeter Jurist und hatte die Rechtsangelegenheiten des Gutsbezirks zu regeln. Er empfing viele verschiedene Leute in seinem Büro, das immer geschäftigt war.
Als Hans Christian Andersen 1844 den Herzog besuchte, suchte er Prehn im Haus des Hofrats auf, um seinen Pass zu erneuern. Dort lernte er die Witwe von Hofrat Petersen näher kennen, die das Haus zur Miete bewohnte und die ihm von früheren Zusammenkünften mit der herzoglichen Familie bekannt war. Sie verbrachten einige Zeit zusammen, unter anderem zeigte sie ihm Bilder. Unter den Hofbeamten herrschte allgemein viel Geselligkeit.
Nach dem Krieg im Jahr 1848 wurde Prehn von der dänischen Regierung für unerwünscht erklärt und wahrscheinlich versetzt, um dem Herzog anderswo zu dienen.
Seitdem wurde das Haus von Soldaten bewohnt, aber nach dem Krieg 1864 wird Nicolai Nielsen Jacobsen aus Sarup als Besitzer erwähnt. Von 1874 bis 1902 wurde das Haus an die Schwestern Anna und Sophie Hoeck vermietet, die Pfarrertöchter aus Ketting waren.
Während dieser Zeit oder kurz danach wurde das Haus umfassend mit einem verputzten Untergeschoss und hohen Fenstern umgebaut. Das gebogene Glas in den Fenstern stammt vermutlich von der Flensburger Glashütte. Rund um die Fenster im 1. Stock sind Lisenen zu sehen, und es wird vermutet, dass die 10 Fenster im Erdgeschoss vor dem Umbau auch Lisenen hatten. Der breite Zwerchgiebel wurde etwas nach vorne gezogen, sodass er mit einem leichten Risalit-Effekt erscheint. Das große ovale Fenster im Giebeldreieck und die quadratische Zinne (gemauerter Aufsatz) auf der Spitze verleihen dem Haus ein neugotisches Flair.
1895 kaufte Dr.med. Ernst Gottlieb Thede aus Kiel das Haus und nahm einige Umbauten vor. Unter anderem der Terrazzoboden in der Diele, wo noch immer das lateinische „Salve“ (gegrüßt) willkommen heißt. Er richtete im Haus auch eine Arztpraxis ein. Dr. Thede starb 1934, aber seine Tochter lebte bis zu ihrem Tod 1949 im Haus.
Seitdem wechselten die Besitzer, und das Haus ist in den letzten Jahren so verfallen, dass es fast nicht mehr zu retten war.
Heute ist das Haus im Besitz einer unabhängigen Institution, die daran arbeitet, dem Haus seinen früheren Glanz zurückzugeben. 2018 gelang es der Institution, Geld für eine Renovierung des Daches zu erhalten. Die alten Dachziegel wurden sortiert und recycelt und mit gebrauchten Dachziegeln vom Hof des Bischofs in Ketting ergänzt.
Zum Haus gehören auch eine alte Scheune und ein Garten, in dem zu seiner Zeit viele Obstbäume und ein kleiner romantischer Pavillon standen.